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Herzhaftes und professionelles Volkstheater

(hr) (ra) Über 300 Besucher amüsierten sich gestern abend beim Gastspiel der oberbayrischen Mimen vom Chiemgauer Volkstheater. Mit dem "Sündenfall" stand in der Stadthalle ein gut gemachtes Lustspiel auf dem Programm. Gern gesehene TV-Akteure spielten die Geschichte vom strengen Bürgermeister, der auf Abwege gerät, mit Herz und urbajuwarischem Charme.
1984 übernahm Bernd Helfrich die Leitung des Volkstheaters von seiner Mutter Amsi Kern. Volksnähe, aber vor allem viel professionelles Engagement der Truppe, die ganzjährig täglich spielt, machten das Ensemble nicht nur in Deutschland beliebt. Helfrich selbst musste am Samstag ordentlich zupacken, ging es doch darum, den Ruf des sittenstrengen Bürgermeisters Hias zu retten, der beim Fensterln im Suff in einen Misthaufen gefallen war. Egon Biscan als Gemeindediener Wandinger erwies sich als echter Nothelfer, der sich die Sache aber gut bezahlen lies. Überhaupt war so manches wie im richtigen Leben. "Die Gemeinde bin ich", postulierte der Bürgermeister. "Jede Frau tät sich die Finger bis zum Ellenbogen abschlecken, wann’s einen Mann wie mich heiraten könnt‘!" Hielt sich das Sitcom-gestählte Fernsehpublikum im ersten Aufzug noch ein wenig bedeckt, so war der Knoten allseits schnell geplatzt, und man konnte sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen, nicht nur als man den eifrigen Dorfpolizisten Toni (Abdon Ziegler) mit der Drohung konfrontierte: "...sonst wirst versetzt nach Eberbach!"
Ohne billige Anbiederei und mit sauberen schauspielerischen Leistungen erlebte man Volkstheater von seiner besten Seite. Dem Publikum wurde ein Spiegel vorgehalten, alle Fehler, Kleinlichkeiten und Narzissmen liebevoll humoristisch ausgebreitet, wobei nicht Slapstick, sondern die Dialoge im Vordergrund standen. So bewiesen die Chiemgauer, dass sich auch unter dem Begriff "Volkstheater" mehr verbergen kann als Klamauk und Quote.

30.09.01

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