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Gütesiegel für nachhaltige Waldbewirtschaftung soll Holzabsatz fördern

(hr) Nachdem sich bereits im vergangenen Jahr die Gemeinde Schönbrunn mit dem PEFC-Zertifikat für ihre Wälder schmücken durfte, wurden jetzt weitere Waldflächen in Eberbach und Umgebung mit dem Gütesiegel für nachhaltige Waldbewirtschaftung ausgezeichnet.
Aus den Händen des Präsidenten der Forstkammer Baden-Württemberg, Erich Bamberger, durften heute im Eberbacher Rathaus die Bürgermeister Klaus Schölch (Waldbrunn) und Peter Kirchesch (Neckargerach), Ulrike Kost vom Unterländer Evangelischen Kirchenfonds, der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hoher Odenwald, Peter Ihrig, und sein Kollege von der FBG Brombach-Heddesbach, Erwin Seib, Letzterer auch für den Heiligenfonds Brombach, die Zertifizierungsurkunden entgegennehmen.
Holz ohne Zertifikat werde in Zukunft nur noch schwer zu vermarkten sein, mutmaßte Bamberger, der auch Mitglied des Deutschen Zertifizierungsrats ist. In Deutschland seien bis Ende 2000 bereits über 3 Mio. Hektar Wald nach dem Standard der "Pan-Europäischen Forst-Zertifizierung" (PEFC) zertifiziert worden. Bis Ende 2001 strebe man eine Gesamtfläche von 4,5 Mio.Hektar an, so Bamberger weiter. Bei der raschen Verbreitung dieses Systems, das erst 1999 offiziell eingeführt wurde, half der Umstand, dass nicht nur Einzelbetriebe, sondern auf Basis regionaler Waldberichte auch ganze Regionen ausgezeichnet werden können, sofern der jeweilige Waldbericht die PEFC-Kriterien erfüllt. Waldbesitzer, die das Zertifikat haben wollen, müssen sich dann nur noch in einer schriftlichen Erklärung zur Einhaltung der Kriterien verpflichten.
Bei der Waldzertifizierung buhlen rund 50 verschiedene Systeme um die Gunst der Waldbesitzer und Holzverarbeiter. In Deutschland neben PEFC am wichtigsten ist das Öko-Siegel des "Forest Stewardship Council" (FSC) , das bereits 1993 in Toronto gegründet wurde und ursprünglich den Erhalt der Tropenwälder zum Ziel hatte. Das vor allem von den großen Umweltverbänden WWF, Robin Wood und Greenpeace favorisierte FSC-Siegel wird weltweit in 30 Ländern an Waldbesitzer vergeben, die ihre Bestände umweltgerecht, sozial verträglich und ökonomisch tragfähig bewirtschaften. Dabei werden allerdings unterschiedliche nationale Standards angewandt. Dieser Umstand ist auch der Haupt-Kritikpunkt der FSC-Gegner, da das zertifizierte Holz damit auch unterschiedliche Wertigkeiten aufweise. Beispielsweise lässt das FSC-System die in Deutschland verbotenen Kahlschläge in Schweden, Brasilien oder Bolivien zu. Rund 200.000 Hektar Wald tragen in Deutschland das FSC-Siegel, darunter in Baden-Württemberg die Stadtwälder von Freiburg und Emmendingen. Wer sich näher für die beiden Systeme interessiert, findet Informationen unter www.fsc-deutschland.de und www.pefc.de.
Die Stadt Eberbach selbst konnte sich mit ihren rund 3.500 Hektar Wald bisher noch für keines der Zertifikate entscheiden. Die Stadtverwaltung wägt derzeit noch die Vor- und Nachteile der beiden Hauptkonkurrenten PEFC und FSC ab. Bürgermeister Bernhard Martin hatte allerdings mit Blick auf seine Kollegen eine einleuchtende Erklärung: aus Fürsorge um die "finanzschwachen, armen, gebeutelten Nachbargemeinden" halte sich die Stadt absichtlich noch zurück, um jenen den Absatz ihres Holzes zu erleichtern.
Ein Fernsehteam des Südwestrundfunks war bei der Urkundenübergabe anwesend und wird voraussichtlich heute abend, ab 19.45 Uhr in der Sendung "Baden-Württemberg aktuell" einen etwa 90-sekündigen Beitrag senden.

09.01.01

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